Hangzhou
Von Shanghai ging es für uns mit dem Bummelzug in 2 Stunden weiter nach Hangzhou. Hangzhou ist eine dieser Städte, die einem absolut nichts sagen, wenn man sich nicht mit China beschäftigt. Es ist jedoch die wichtigste Handels- und Produktionsstätte chinesischer Seide, eines der Hauptreiseziele der Chinesen und mit ihren 8 Mio. Einwohnern eine Metropolregion wie man in Franken sagen würde.
Es ist hierbei jedoch weniger die Stadt, die die Besucher anlockt, wobei diese unseres Erachtens schon einen sehr schönen Altstadtkern hat. Nein, bei Hangzhou dreht sich alles um den Westsee. Dieser ist ein 650 Hektar großer und 1,5 Meter tiefer künstlicher See, der im 8. Jahrhundert von Menschenhand ausgehoben und mit diversen kleinen Brücken, Pagoden und romantischen Gärten angelegt wurde. Für Chinesen und wohl auch andere Asiaten der Inbegriff von Schönheit, denn er ziert die Rückseite des 1 Yuan-Scheines, wurde schon 36 Mal in China und sogar in Japan kopiert und ist zudem UNESCO Weltkulturerbe. Wir haben uns zwei Räder geliehen und sind einen Nachmittag lang um den See geradelt. Ist schon ein ganz hübscher See und wenn sich im Juli die Lotusblüte über den ganzen See erstreckt, dann ist das bestimmt auch toll anzusehen. Ansonsten war es für uns halt einfach ein ganz nett angelegter See und wir haben den Hype drum herum nicht so ganz verstanden – aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Ach ja – was man neben all den Parkanlagen am Westsee noch überall sieht sind Brautpaare. An fast jeder Ecke wird eine Braut mit wehendem Schleier drapiert und fotografiert. An manchen Brücken gab es sogar einen Stau, weil alle vor dem gleichen Hintergrund posieren wollten…Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass der Ehemann an seiner Hochzeit eigentlich keine tragende Rolle spielt, sondern das Feld für den wichtigsten Mann des Tages, den Fotografen, räumen muss – wenn er nicht auch mal ausnahmsweise mit aufs Bild darf 😜
Was wir uns in Hangzhou neben dem See noch angesehen haben – man glaubt es kaum – ist ein Museum!!! Nein, es hat nicht geregnet und nein, es war auch nicht umsonst. Wir sind da rein und haben Eintritt bezahlt, weil es uns tatsächlich interessiert hat – das Chinesische Medizinmuseum. Hangzhou beherbergt nämlich auch eine der beiden ältesten Apotheken im Land und daran angeschlossen ist eben dieses Museum. Wir wussten ja bereits, dass die Chinesen aus allem
Möglichen Medizin machen (Tiere, Pflanzen und Mineralien), aber nochmal die Historie dazu zu lesen, ausgestopfte Exponate diverser Tierarten zu sehen (die vermutlich, obwohl teilweise unter Naturschutz stehend, noch immer herhalten müssen) und zu beobachten, wie in dieser Apotheke heute noch allerlei Zeugs per Hand gewogen, gemischt und verpackt wird, war für uns dann doch nochmal echt interessant.