Arribada

25. November 2024 Mexiko

Wir waren eigentlich zur rechten Zeit am rechten Ort, um eines der sehr seltenen Naturschauspiele dieser Welt sehen zu können: eine „grande Arribada“ = eine Massenankunft von Schildkröten. Und mit Massen meinen wir Massen. Im Zeitraum von September bis Januar versammeln sich tausende dieser geheimnisvollen Meerestiere einmal im Monat vor zwei bestimmten Küstenabschnitten Oaxaca’s, um an 3-5 Tagen gemeinschaftlich an den Strand zu kommen, dort ihre Nester zu bauen und Eier zu legen. Und nun waren wir hier ganz in der Nähe eines dieser beiden Strände und erwarteten das Ereignis mit großer Spannung.

Aber nix da. Trotz der hoffnungsvollen Aussagen der Einheimischen a la “in den nächsten paar Tagen könnte es so weit sein” ließen sich die Tiere nicht blicken. Natur ist eben nicht planbar. Schweren Herzens gaben wir nach ein paar Tagen das Warten auf und waren schon dabei einen Bogen zurück ins Inland zu schlagen.

Bevor wir jedoch die Küste verließen, wollten wir doch noch einen letzten Versuch wagen und fuhren ohne große Hoffnungen zu hegen an den einsamer gelegenen “Arribada-Strand” namens Playa Morro Ayuta. Wir kontaktierten Isaak, der früher dort einmal ein Strandrestaurant betrieb und heute auf seinem verlassenen Grund hin und wieder Camper übernachten lässt. Und siehe da, er erzählte uns, dass die Ankunft seit zwei Tagen begonnen hätte und er vorherige Nacht Tausende von Schildkröten gesehen hätte. Wir konnten unser Glück kaum fassen!

Wir stellten unsere Vandy hinter den Dünen ab und liefen direkt zum Wasser. Das Meer war wild, der Strand naturbelassen und zu unserer großen Überraschung krochen bereits vor Sonnenuntergang die ersten Schildkröten aus dem Wasser und suchten sich ihren Platz zur Eiablage. Zugleich entdeckten wir auch noch Baby-Schildkröten, die eben erst geschlüpft, auf dem Weg ins sichere Nass waren. Es war einfach magisch und wir konnten unseren Augen nicht trauen. Nachdem die Sonne untergegangen war, zogen wir mit Isaak erneut los. Im Licht unserer Taschenlampen sahen wir dann unzählige dieser wunderbaren Geschöpfe und mussten aufpassen, nicht alle paar Meter über eine von ihnen zu stolpern. Auf dem Rückweg trafen wir noch auf eine Patrouille auf einem Quad. Er nahm uns ein Stück mit und drückte uns zu unserer Freude noch einen Eimer Babyschildkröten in die Hand, die wir sicher ins Meer entlassen durften.

Der absolute Hammer… wie viel Glück kann man haben. Wir waren tatsächlich die einzigen Touristen vor Ort und durften dieses Spektakel, völlig authentisch und ohne eine Tour buchen zu müssen, erleben. Es gab nur einen einzigen Wehrmutstropfen: wir mussten zusehen, wie einige der mühsam gelegten Eier von den Dorfbewohnern umgehend wieder ausgebuddelt und eingesammelt wurden. Dies ist zwar streng verboten, aber leider werden die Eier heutzutage noch als Delikatesse gehandelt. Wie auch immer, wir sind einfach nur dankbar, dass wir als Gäste diesem Naturschauspiel, das uns für immer in Erinnerung bleiben wird, beiwohnen durften.

Am nächsten Tag fuhren wir noch völlig beeindruckt von unseren Erlebnissen zurück in die Hauptstadt Oaxaca de Juarez. Bevor wir in die Berge abbogen, legten wir noch einen Frühstücksstopp in einem kleinen Dorf ein, das ebenfalls sehr besonders war – hier erstreckten sich hohe Sanddünen direkt bis ans Meer. Ein schöner Abschluss unserer ereignisreichen Strandtage.

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