Yellowknife
Was macht man, wenn man viel Zeit hat? Man peilt auch die abgeschiedensten Destinationen an. In unserem Fall war das Yellowknife, die Hauptstadt der Northwest Territories am Great Slave Lake – ein großartiger Ort, um Nordlichter zu beobachten.
Die Fahrt dorthin bedeutete einen Abstecher von 1.000 Kilometern, davon mehr als 400 Kilometer ungeteert und durch endlose, einsame Wälder, die durch vergangene Waldbrände leider über weite Strecken abgebrannt waren. Uns kamen in den drei Tagen Fahrt lediglich eine Handvoll Fahrzeuge entgegen, und auch die Tierbegegnungen hielten sich diesmal sehr in Grenzen. Die Strecke war ruhig und landschaftlich eher monoton, und als wir kurz vor Yellowknife auch noch aktuelle Brände passierten, waren wir froh, endlich anzukommen.
Der Stadt Yellowknife statteten wir nur einen kurzen Besuch ab, um unsere Vorräte aufzufüllen – denn wir wollten die kommenden Tage im Hinterland verbringen. Aus Yellowknife führt tatsächlich nur eine Straße hinaus: der Ingraham Trail, der auf seinen 70 Kilometern Länge diverse Flüsse und Seen verbindet. An dessen Verlauf verbrachten wir fünf entspannte Tage bei schönstem Sommerwetter. Wir wanderten, planschten und hielten nachts Wache, um die Polarlichter zu erspähen. Zweimal hatten wir tatsächlich Glück und konnten das faszinierende Naturschauspiel beobachten – zum ersten Mal in unserem Leben.
Wir wären gerne noch länger geblieben, denn die kleine Auszeit von der vielen Fahrerei der letzten Wochen tat richtig gut. Doch leider spielte das Wetter nicht mehr mit: ein plötzlicher Temperatursturz und zunehmend schlechte Luftqualität durch neue Waldbrände in der Umgebung machten uns zu schaffen. Also fuhren wir zurück in die Stadt, mit dem Plan, dort noch ein paar Tage zu bummeln, ein paar Erledigungen zu machen und das städtische Hallenbad mit Dampfbad und Sauna zu besuchen.
Dort angekommen erfuhren wir jedoch, dass der Highway 3, an dessen Ende Yellowknife liegt, aufgrund der immer näher rückenden Feuer komplett geschlossen worden war – wir saßen fest. Das war ein ziemlich seltsames Gefühl. Der Rauch wurde so stark, dass die Stadt vollständig im Smog versank und wir wegen der schlechten Atemluft kaum noch vor die Tür wollten. Wir erledigten daher alles Wichtige und planten, sofort aufzubrechen, sobald der Highway wieder geöffnet würde.
Am nächsten Vormittag war es zum Glück soweit – sobald wir die Nachricht erhielten, packten wir zusammen. Immerhin mussten wir insgesamt 400 Kilometer zurücklegen, davon 200 durch kritisches Waldbrandgebiet. Die Straße konnte jederzeit ohne Vorankündigung wieder geschlossen werden. Alles andere als optimal, aber wir wollten unbedingt aus dem Gebiet raus. Wir fuhren durch dichten Rauch und schlechte Sicht und waren froh um unsere FFP2-Masken, die uns nochmal einen riesigen Dienst erwiesen. Über weite Strecken dampfte der schwarze Boden noch, und hier und da loderten sogar die Feuer neben uns. Besonders leid taten uns die vielen Bisons, die völlig verloren am Straßenrand standen oder lagen und gerade große Teile ihrer Heimat verloren hatten. Als wir an der Abfahrt zu einem Dorf vorbeikamen, das kurz vor der Evakuierung stand, erhielten wir dann noch Notfall-Nachrichten auf unsere Handys mit der Aufforderung, das Gebiet sofort zu verlassen. Es hatte etwas von Armageddon, und wir waren am Ende des Tages einfach nur froh, gut an unserem Stellplatz angekommen zu sein. Die traurigen Bilder der Fahrt werden uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben.























