Allahabad
Wir haben im Vorfeld öfter den Spruch „Mach keine Pläne für Indien, denn Indien hat bereits Pläne für dich“ gehört. Irgendwie konnten wir mit dem Spruch nicht allzu viel anfangen. Groß vorab planen wollten wir eh nicht und was Indien mit uns vor haben sollte, konnten wir uns auch nicht vorstellen. Bis wir in Indien ankamen und uns doch zumindest für eine grobe Route, oder sagen wir lieber Himmelsrichtung für die Weiterreise entscheiden mussten. Nach Abwägung aller (= vielen) Möglichkeiten haben wir uns darauf geeinigt, zuerst in den Westen zu reisen. Doch dann kam uns zu hören, dass gerade im Osten ein sehr sehr großes und für alle Hindus wichtiges Event stattfindet. Das kann man sich doch nicht entgehen lassen, oder? Okay, Pläne wieder über den Haufen geworfen und doch erst nach Osten. Wer weiß, vielleicht hat Indien wirklich was mit uns vor…
Mit dem Nachtbus ging es von Agra aus nach Allahabad. Dort fand die „Kumbh Mela“ statt. Ein Ereignis, dass nur alle 6 Jahre – mal in kleinerer, mal in größerer Form – stattfindet (in 2019 die „kleinere“ Version). Uns hat das alles vorher nichts gesagt, aber wir haben uns eingelesen und damit man sich mal ein bisschen was drunter vorstellen kann, hier ein paar Eckdaten: Die Feierlichkeiten zur Kumbh Mela wurden erstmalig im Jahre 644 n. Christus erwähnt. Es handelt sich um das größte religiöse Fest der Welt, findet zu unterschiedlichen Zeiten an einem von insgesamt 4 Schauplätzen statt und dauert 55 Tage an. Hierfür reisen die Sadhus, die heiligsten indischen Mönche, aus den entlegensten Teilen des Landes an. Die Pilger nehmen ein Bad im Zusammenfluss des Ganges und des Yamunas, was zum Zeitpunkt des Festes ein Höchstmaß an Sündenbefreiung und die Erlangung der Unsterblichkeit bedeutet. In 2013 pilgerten 120 Millionen Menschen dorthin (alleine an einem der 4 Hauptbadetage versammelten sich 30 Millionen!), für 2019 werden je nach Quelle bis zu 150 Millionen Teilnehmer erwartet…
Zwei davon waren wir. Wir reisten in 10 Stunden mit dem Nachtbus an und schliefen in einem der vielzähligen, extra für dieses Event errichteten, Zeltstädte. Was wir gesehen und erlebt haben kann man schwer in Worte fassen, aber es hat sich irgendwie anders angefühlt als erwartet. Die Größe und Organisation dieses Events hat uns stark beeindruckt, aber es mag vielleicht am Wetter oder dem Zeitpunkt gelegen haben, dass der Spirit für uns nicht so rüber kam. Auf uns machte es eher den Eindruck eines Festivals mit Freizeitbad als einer religiösen Großveranstaltung.