Dunhuang
Noch in Russland ernteten wir entsetzte Reaktionen aller Chinesen, die wir dort getroffen hatten, auf unser Vorhaben in der ersten Oktoberwoche in China zu sein.
Der erste Oktober ist nämlich chinesischer Nationalfeiertag und gefühlt hat das ganze Land in der darauffolgenden Woche frei und ist unterwegs zu den Sehenswürdigkeiten des Landes. Der einhellige Rat war daher, dass wir uns die Woche im Hostel verschanzen und keinen Fuß vor die Tür setzen sollten. Naja, diesen Rat wollten wir nicht wirklich befolgen…Was aber tun um nicht mit dem ganzen Land in der Schlange stehen und stundenlang warten zu müssen, um uns dann mit tausend anderen durch die Sehenswürdigkeiten zu pressen? Den Feiertag selbst haben wir außerhalb Pekings auf der Mauer verbracht und haben diese rechtzeitig verlassen, bevor die Massen anrückten. Tja, und dann haben wir wieder etwas Zeit im Zug verbracht und sind ins abgeschiedene Dunhuang gefahren.
Dunhuang liegt nordwestlich an der Seidenstraße, war früher ein wichtiger Warenumschlagplatz und ist eine richtige Wüstenstadt – für uns gab es hier ein Wiedersehen mit Gobi. Wir haben gerade noch so zwei Zugtickets ergattert und sind also wieder knappe 40 Stunden zurück in den Westen gefahren, diesmal mit 50 Chinesen im Großraumabteil. Wir sind schon richtige Langstreckenprofis und genießen die langsamen Fahrten sehr. Die Chinesen sind übrigens Meister im Stapeln – hier bestehen die Stockbetten aus 3 Lagen 😂 und Gaby lag gleich mal ganz oben.
In Dunhuang angekommen sind wir erst einmal durch die Stadt gebummelt. Durch die mongolischen und westlichen kasachischen Einflüsse, der Mischung von Buddhismus und Islam, die vielen Märkte mit Gewürzen, Obst und Gemüse sowie die Lage mitten in der Wüste ließ sich die Seidenstraße für uns heute noch erspüren.
Am nächsten Tag haben wir uns die berühmten Magao Grotten angesehen, ein System mehrerer hundert Höhlentempel, die von buddhistischen Mönchen in den Sandstein geschlagen und mit buddhistischen Motiven verziert wurden. Zu der Führung gehörten auch zwei echt gut gemachte Filme, die die Geschichte von Dunhuang sowie der Grotten wiedergaben. Es war viel los, aber wir hatten Glück – wir waren die einzigen Westler und mussten daher nicht anstehen, weil wir eine Einzelführung erhielten. 👍
Den dritten Tag haben wir bei den singenden Sanddünen und dem angrenzenden Halbmondsee verbracht, die nur 5 km vom Stadtzentrum entfernt sind. Man bezahlt Eintritt hierfür und fühlt sich wie in einem großen Sandspielplatz….Kamel reiten, Hubschrauber fliegen, Paragliding, Sandboarden, Quad fahren und vieles mehr wird hier geboten….Hier hatten wir das erste Mal wirklich das Gefühl das ganze Land wäre gerade mit uns hier versammelt. Nachdem wir dann aber über eine Stunde eine Riesendüne hochgeklettert sind hatten wir unsere Ruhe und genossen den Nachmittag mit grandiosem Weitblick. Leider hat es dann aber zugezogen, sodass uns der Sonnenuntergang verwehrt blieb.
Alles in allem müssen wir sagen, dass wir die „Goldene Woche“ überhaupt nicht schlimm empfanden auch wenn natürlich viele chinesische Touristen da waren. Wir hatten uns vermutlich einfach auf viel Schlimmeres eingestellt. 😉