Hue
Tja, da waren wir wohl im letzten Blogeintrag etwas vorschnell…oder um es positiv auszudrücken: Wir haben es entdeckt – das Fleckchen in Vietnam an dem es keinen Mechaniker und keine Menschenseele weit und breit gab. Spitze meint ihr? Ja, war es auch! Ein einmaliges Naturerlebnis, eine wunderbare Straße mitten durch den unberührten Dschungel nahe der laotischen Grenze. Gibt man die Route Phong Nha nach Huế (also weiter Richtung Süden) in Google Maps ein, dann wird diese Strecke völlig ignoriert. Auch mehrere Austricks-Versuche haben Google nicht dazu bewegt diese Route als Alternative zu dem schnellen Highway 1 entlang der Küste anzubieten. Warum? Anstelle der schnellen knapp 4-stündigen Fahrt ist man über die Hinterland-Route 12 Stunden unterwegs und muss hierfür somit einen Tag länger einplanen.
Die Route ist es aber echt wert gefahren, nein eher genossen zu werden. Daher ist es umso trauriger, dass wir nach dem ersten Drittel abbrechen und auf den Highway wechseln mussten. Ihr ahnt schon warum…Nachdem wir am Morgen vor Abfahrt wieder eine gebrochene Speiche am Hinterrad entdeckten und diese vorsichtshalber tauschen ließen hatten wir nach 60 km doch tatsächlich wieder einen Platten. Inmitten dieser wundervollen Serpentinen-Dschungelstrasse. Uns kam während der Fahrt von über 2 Stunden nur ein einziger Tourist entgegen, in den folgenden 2 Stunden kam dann niemand mehr vorbei…Aber alles halb so wild, denn wir waren nicht allein, sondern wieder mit unseren französischen Moped-Freunden unterwegs. Guillaume fuhr kurzerhand los um im Nichts einen Mechaniker aufzutreiben. Ganze 1,5 Stunden später kam er wieder – ohne Mechaniker, aber mit Uralt-Werkzeug, das er als Pfandleihe von einem Einheimischen in einer Hütte mitten im Wald bekam und einem zu kleinen Schlauch, den er ihm abgekauft hat. Okay, also Reifen und Schlauch selbst ausgebaut, was für Nikolai als alten Radfahrer ja kein Problem ist. Und dann siehe da, dann kamen doch tatsächlich zwei Einheimische vorbei, die ohne Worte angehalten und das Feld übernommen haben. Nett gemeint, aber sehr zum Leidwesen Nikolais, denn sie hatten keine Ahnung was sie taten, ließen ihn aber auch nicht mehr dran und zimmerten einfach nur wild drauf los. 😂😂
Endlich nach 2,5 Stunden ging es weiter. Wir trauten unserem Glück aber nicht mehr (nach 3 Platten in 2 Fahrtagen) und beschlossen daher auf die belebtere Schnellstraße zu wechseln. Unnötig zu sagen, dass der Reifen bis zum Erreichen unseres Ziels in Huế hielt, oder?
Huế, die alte Kaiserstadt, empfing uns mit zwei wunderbar sonnigen und warmen Tagen, bevor der mistige Dauerregen wieder einsetzte. Diese Tage genossen wir in vollen Zügen, sahen uns die alte bzw. wiederaufgebaute „Verbotene Stadt“ an und saßen einfach nur am Fluss um die Sonne zu spüren.
Der Wetterbericht kündigte für die folgende Woche Dauerregen sowie einen Temperatursturz von 30 auf 19 Grad an. Nachdem wir uns in der Stadt und unserem Hotel sehr wohl fühlten und ja auch keinen Zeitdruck hatten, haben wir beschlossen das schlechte Wetter auszusitzen und die Zeit sinnvoll für administratives Zeug zu nutzen: schmutzige Klamotten und Schutzsäcke reinigen, Löcher stopfen, Bike reinigen und vor allem durchchecken lassen, Videos sortieren und vorschneiden etc…naja und nachdem Huế auch bekannt für seine regionalen Spezialitäten ist, hatten wir genug Zeit uns durch alles durchzuprobieren.
Auch wenn das Wetter uns nicht hold war und Nikolai etwas vor sich hin kränkelte, ging und geht es uns einfach unbeschreiblich und unglaublich gut. Wir genießen es so sehr diese Freiheiten zu haben und ohne Druck reisen zu können.