Lake Toba

7. März 2024 Indonesien

Von der Insel wieder aufs Festland übergesetzt erwarteten uns drei lange Fahrtage entlang der Südküste Nordsumatras. Diese Gegend findet in keinem Reiseführer oder -bericht Beachtung. Zu Unrecht finden wir – zumindest was den ersten Teil der Strecke betrifft, denn dieser führte uns entlang breiter einsamer Sandstrände und mit tollen Ausblicken auf Buchten und vorgelagerten Inseln. Wir teilten uns die Straße mit wenigen Autos dafür aber mit umso mehr Affen und genossen die ersten 240 Kilometer bis zu unserem Übernachtungsstop in Meulaboh. Die Kleinstadt hatte der Tsunami 2004 ebenfalls stark getroffen. Außer einer massiv gebauten Moschee war von dem Ort nichts übrig und es starben ein Drittel aller Einwohner. Und das alles ist gerade einmal 20 Jahre her…

Unsere nächste Etappe von 200 Kilometern war landschaftlich nicht mehr ganz so schön. Wir fuhren stundenlang durch riesige Palmöl-Plantagen und bekamen nochmals vor Augen geführt, wie riesig die zerstörten Flächen bereits sind, die einst Urwald waren. Aber ja, irgendwo muss das ganze Zeug ja herkommen. Wir übernachteten in der kleinen verschlafenen Hafenstadt Tapak Tuan und haben uns gefragt, wie viele westliche Touristen sich wohl hier her verirren…

Unser letzter Tag hatte es dann nochmal richtig in sich: wir verließen den Bundesstaat Aceh und passierten entlang der 280 Kilometer unterschiedlichste Landschaften. Von der Küstenstraße ging es landeinwärts durch kleinere Plantagen, später wieder in die Berge und in den Dschungel und dann machte der Wald auf und gab den Blick frei auf die weite und etwas unwirkliche Ebene bis zum Kraterrand des Vulkans Toba.

Die Geschichte dieses Vulkans ist beachtlich. Die Eruption des Ausbruches vor circa 74.000 Jahren war so massiv, dass sie einen weltweiten Temperatursturz von 3-5 Grad mit sich brachte und die Ausbreitung des Menschen durch den Tod eines Großteiles der damals lebenden Population stark störte. Wahnsinn, oder? Aber Unkraut vergeht nicht und das mit der weltweiten Ausbreitung haben wir am Ende ja doch noch geschafft… Im Vulkankrater selbst befindet sich der mit 87 km Länge und 27 km Breite größte Kratersee der Welt (zum Vergleich: der Bodensee beansprucht lediglich ein Drittel der Fläche). Und im See befindet sich die Insel Samosir mit 647 qkm Fläche. Alles ziemlich unglaubliche Superlativen 😳.

Wir erreichten den See am Westufer und verbrachten eine Nacht am unteren Kraterrand bevor wir am nächsten Tag auf die Insel fuhren und ein paar Tage im Touri-Ort Tuktuk verbrachten. Die Insel selbst war schön, entlang der Ufer fast schon mediterran mit einem bergigen Inselkern, das Klima war angenehm und die Architektur des hier ansässigen Batak-Volkes mit den geschwungenen Dächern einzigartig. Sogar die Grabsteine waren außergewöhnlich (die Batak sind zum Großteil protestantischen Glaubens). Blöd war nur, dass es uns auf der Insel überall besser gefiel als in Tuktuk, wo sich eine Unterkunft an die andere reihte und wir trotz einer Vielzahl an Restaurants nix gescheites zu essen fanden – aber zum Glück hatten wir ja unseren Roller und konnten auf Nachbarorte ausweichen. Der Ort war zudem unter der Woche völlig ausgestorben während am Wochenende indonesische Urlauber einfielen und die Umgebung ziemlich “belebten” – um sechs Uhr morgens ging es los mit Morgenappellen und Aufwach-Musik, Bananenbooten, Jetskies und wilden Speedboot-Fahrten und am Abend wurde bis spät gefeiert und Karaoke gequakt. Es war schon wieder zu herrlich zu beobachten, wie unterschiedlich wir Menschen doch sind 🤣. Die einen suchen Ruhe, die anderen lassen die Sau raus. Wir nutzten unsere Tage hier auf Samusir auch um die Erlebnisse und Bilder der letzten Wochen aufzuarbeiten, uns auf unsere nächste Destination vorzubereiten und ganz lapidar um Wäsche zu waschen und Nikolai wieder eine hübsche Frisur zu verpassen (was für geschlagene 2 € eher einem Wellnessprogramm glich).

Unsere letzte Etappe, die knapp 200 km zurück nach Medan fuhren wir auf einem Rutsch durch, gaben unseren Scooter zurück (der uns eine so tolle Zeit bescherte und uns über 2.200 km in die “hintersten Ecken” Nord-Sumatras brachte), holten unser zurückgelassenes Gepäck ab und fuhren am nächsten Tag frühmorgens zum Flughafen. Schön war’s Sumatra – danke, dass wir deine unterschiedlichen Seiten und supernetten Leute kennenlernen durften. 👍

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