
Phnom Penh
Die Hauptstadt Phnom Penh haben wir uns für den Schluss unserer Reise durch Kambodscha aufgehoben. Nicht weil die Stadt am Mekong das absolut krönende Highlight ist (eher das Gegenteil ist der Fall), sondern weil wir an Weihnachten nicht in den touristischen Hotspots Siem Reap oder Koh Rong sein wollten. Diese waren an den Feiertagen vermutlich völlig überlaufen und man hätte uns gegebenenfalls mit irgendwelchen komischen Weihnachtsritualen behelligt. Wir erinnern uns da an Bierpong in unserem Hostel in Hanoi untermalt mit „stimmungsvoller“ Weihnachtsmusik in Dauerschleife. 🥴
In Phnom Penh hatten wir zuerst ein nettes Hostel am Flussufer mit Dachterrasse und Swimmingpool im Auge, haben uns dann aber doch für einen großen chinesischen Hotelbunker an der Hauptstraße entschieden. Warum? Das Wetter war nicht allzu dolle vorhergesagt (26 Grad, windig und bewölkt), sodass wir den Pool eh nicht genutzt hätten und nun der weit wichtigere Grund: im Hotel gab es ein umfangreiches asiatisches Frühstücksbüffet! Unser Weihnachtsgeschenk an uns – wir schlemmten uns drei Tage lang durch Nudelsuppen, Curries und verschiedenes Gebratenes 😋.
Ansonsten haben wir der wenig ansehnlichen Stadt kaum Beachtung geschenkt, sondern uns auf die Besichtigungen zweier düsterer Mahnmale der kambodschanischen Geschichte konzentriert: dem Tuol-Sleng-Genozid-Museum (kurz S-21 genannt), eine ehemalige Schule mitten in der Stadt, die zu Zeiten des Pol Pot-Regimes als Foltergefängnis diente und Choeung EK, eines von vielen, sogenannten „Killingfields“ am Stadtrand. Hier wurden Tausende Menschen auf brutale Weise umgebracht. Man fand Massengräber mit etlichen hundert Leichen pro Grab, von denen man nur einen geringen Teil ausgehoben hat, bevor man sich dazu entschloss, die Toten in Frieden ruhen zu lassen. Kaum vorstellbar, wie viele Menschen noch über das gesamte Areal sowie im See begraben liegen. Durch jeden Regenschauer werden neue Kleidungs- und Knochenreste freigelegt und sichtbar. Das war ehrlich gesagt ziemlich harter Tobak. Wieder einmal zu sehen, zu was wir Menschen aus irgendwelchen ideologischen Ansichten fähig sind, hinterließ eine schmerzliche Fassungslosigkeit. Besinnliche Weihnachtsstimmung kam bei diesem Programm auf jeden Fall nicht bei uns auf.
Dafür haben wir uns am 1. Weihnachtsfeiertag etwas ganz Besonderes gegönnt: wir haben mal keine kambodschanische oder chinesische Nudelsuppe gegessen, sondern eine vietnamesische! Dafür haben wir sogar zweimal eine Stunde Fußmarsch auf uns genommen, weil das Restaurant an Heiligabend aus unerfindlichen Gründen geschlossen hatte. 🤣 Tja, da sagt ihr nix mehr – wir sind richtige Nudelsuppen-Junkies geworden! Wer Nikolai kennt, dürfte sich hierüber schon sehr wundern – ich sag nur „unnützer Magenfüller“…